Ein spontaner Schaufensterbummel ist verantwortlich für eine Entdeckung der besonders schönen „Art“ im ebenso schönen Dresden. Fast 600.000 Einwohner hat die Landeshauptstadt Sachsens – Manuela Berkes mit ihren einzigartigen Food-Miniaturen ist eine von ihnen, und auch eine der offiziell 600 bildenden Künstlern der Stadt.
Aber lassen wir lieber erste Bilder sprechen, hier ist der Blick ins Schaufenster der Dresdner Rähnitzgasse:
Wow, dachte ich mir, das ist etwas wirklich besonderes. Eines dieser hübschen „Bilder“ möchte ich auch unbedingt haben und mit nach Hause nehmen.
Nach einer sehr spontanen Verabredung war ich dann auch schon mittendrin im kleinen Atelier der „Kleinkunst“-Kreativen Manuela Berkes.
Hier also entstehen die popartigen und eyecatcher-faszinierenden Bilder mit knuffligen und realistischen Food-Bildern im Echtholz-Holzrahmen, z.B. eine Bratwurst im Brötchen, die wirklich zum Anbeißen aussieht und mich gleich geflasht hat:
Diese Bratwurst im Brötchen mag übrigens auch ihre Erschafferin sehr gerne, obwohl sie ja eigentlich Vegetarierin ist 🙃
Sonderbestellungen möglich – aber nicht alles
Als Manuela mir das erzählt, stellt sie mit einem stolzen, leicht verschmitzten Gesicht gleich noch eine winzige To Go-Essensschale mit einem Thai-Gericht auf den Tisch, ihre neueste Kreation; quasi eine Extrawurst = Sonderbestellung eines Kunden. „Dieses Modell wird aber nicht in Serie gehen“, verrät die junge Unternehmerin, „die Essensschale und jedes einzelne Reiskorn waren schwer zu modellieren und haben extrem viel Detailarbeit und Zeit gekostet.“
Zwischen 85 und 105 Euro kostet eine Miniatur im 13x18cm Objektrahmen derzeit (ohne Sonderwünsche) – es sind auch größere Formate erhältlich.
“Auch ganz individuelle Anfragen gibt es schon häufiger, ich mag dabei vor allem alles mit trashigem Charakter“, berichtet die 34jährige Künstlerin. „Den Wunsch nach einem kleinen Kokser-Besteck vor kurzem habe ich aber z.B. schnell abgelehnt“. Ihr Name stände ja dann drunter und es gibt Grenzen. Außerdem möchte sie ihrem Fokus „Food“ möglichst treu bleiben und lehnt auch deshalb nicht-organische Objekt-Bilder meistens ab.
Bilder-Galerie der Miniatur-Bilder mit Beispielen wie Bum-Bum oder Nogger-Eis, verschlungene Möhren, Fischbrötchen oder Bratwurst im Brötchen
Bei den organischen Food-Objekten von Manuela sind mittlerweile bereits fast 70 Stück zusammen gekommen. Eines cooler, schöner und detailreicher als das andere. Ene kleine Auswahl seht Ihr in meiner Bilder-Galerie aus Manuelas Atelier (klicken zum Vergrößern):
Der Clou bei der „Produktion“ der beeindruckenden Miniatur-Kunstwerke: Manuela macht sie quasi aus „Knete“. Das ist natürlich meine Laienformulierung dazu. Ofenhärtende Modelliermasse wäre korrekt, die verwendete „Kneten“-Marke ist die bekannte FIMO.
Die frühere Ergo-Therapeutin, die sich jetzt seit etwa zwei Jahren neu orientiert und fulltimemäßig selbstständig gemacht hat, backt am Ende jedes ihrer per Handarbeit erstellte „Mini-Objekt“ bei 110 Grad für genau 30 Minuten, dann sind die Bananen, Bratwürste, Nogger, Bum-Bums, Fischbrötchen, Zitronen, Melonen, Schokoladen & Co ready für die Manufaktur-Fertigstellung.
Unglaublich, wie viel Detail-Arbeitszeit und Aufwand für jedes der kleinen Miniatur-Bilder anfällt. Als jeweils echtes Unikat ist der Preis ab 85 Euro aus meiner Sicht mehr als fair und gerechtfertigt.
Hier mal ein paar der wichtigsten Arbeitsschritte, die ich bei meinem Besuch vor Ort fotografiert habe:
Durch die Präsentation ihrer Miniaturen auf ausgewählten Kunst & Designmessen in ganz Deutschland und im Netz kommen immer mehr Anfragen der besonderen Art, erzählt die Dresdner Künstlerin: „Ich werde immer wieder angefragt, ob ich auch Objekte für Puppenstuben oder Kaufläden anfertigen könnte. Das lehne ich konsequent ab, meine Minis liebe ich eben vor allem dann, wenn ich sie im hochwertigen Echtholz-Rahmen präsentieren kann. Ohne Rahmen empfinde ich die Objekte als unvollständig.“
Im Gespräch merke Ich, wie sehr Manuela keinen Kommerz, sondern Kunsthandwerk lebt und affirmiert. Ihr sind Symmetrien so wichtig, Proportionen und Maßstäbe.
Apropos Proportionen: witzig und schön finde ich die Geschichte aus Manuelas Nähkästchen, dass einmal eine Kundin Klöße mit Rotkohl und Rouladen als Miniatur bestellt hatte. Der Grund dafür: der verstorbene Vater hatte sie so gerne gegessen. Manuela selbst ist in Thüringen geboren, da sind besonders große (Manuelas O-Ton: „kindskopfgroße“) Klöße selbstverständlich. Also modellierte Manuela groooooooooße Klöße. Postwendend kam nach Erhalt der fertigen Bestellung eine Mail der Kundin: So ein tolles Bild. Aber: bitte machen sie die Klöße kleiner und die Rouladen etwas größer, so kannte und liebte mein Vater sie, wäre das wohl möglich? Natürlich hatte Manuela das nicht auf sich sitzen gelassen und in diesem Fall noch einmal die Proportionen angepasst 😉
Bei meinem Bratwurst Mini-Objekt, für das ich mich in Dresden entschieden (und gleich mitgenommen) habe, stimmt aber alles mit den Proportionen:
„Mich freut nichts mehr, als wenn sich meine Kunden über meine Miniaturen freuen“, lacht Manuela Berkes, und das Schönste daran: ich nehme es ihr zu 100 % ab.
Dann verrät sie zum Abschluss noch eines: „Oft kommen die Menschen mit sehr emotionalen Geschichten zu mir. Es geht um Verluste, Kindheitserinnerungen, Wünsche, besondere Geschenke. Es macht mich glücklich, solche Gedanken & Erinnerungen mit meinen kleinen Werken dann konservieren oder besonders in Szene setzen zu können.“
Eine schöne Einstellung – erst recht in unserer hektischen und oft leider oberflächlichen Welt – von Manuela, die gebürtig übrigens aus einem kleinen Dorf Nahe Erfurt in Thüringen stammt; dort, wo es die kindskopfgroßen Klöße mit den verhältnismäßig kleinen Rouladen auch noch immer gibt 😉
Mehr Impressionen und ein Etsy Online-Shop zu Manuel Berkes Miniatur Kunstwerken findet Ihr bei Interesse hier:
Instagram: el.a_be
E-Com: Etsy Shop von Manuela Berkes