Am Wochenende bei (m)einem Kurztrip nach Norderney habe ich absolute Wahnsinns-Bilder entdeckt. Mutige Kraftbilder, kraftvolle Mutbilder.
Diana Drees wunderbare Bilder jedenfalls sind es, die dort gerade im ebenfalls beeindruckenden Conversationshaus am Kurplatz „hängen“. Es ist ein höchst stimmiger Kontrast zwischen Tradition (des mondänen Hauses aus dem Jahre 1822) und modern-abstrakten Kunst-Werken (der Paderborner Malerin Diana Drees). Ihre Ausstellung trägt den Namen „Lichtblicke“ – durchaus treffend formuliert.
Knapp 30 Bilder schmücken das klassisch-ästhetische Innendesign des früheren Kurhauses im mondänen Staatsbad Norderney noch bis Mitte Oktober. Mich haben die sehr farbintensiven und gleichzeitig auch Ruhe, Zentrierung und Energie ausstrahlenden Bilder so sehr angesprochen, dass ich gleich Kontakt zur Künstlerin aufgenommen habe.
Nur vier Tage später schon treffe ich Diana Drees in ihrer Heimatstadt Paderborn. In einem gemütlichen Café, direkt mit Blick auf einen beschaulichen Arm des Flusses Pader, unterhalten wir uns intensiv über die Passion und ihre „positive Sucht“ der Malerei.
„Schon als kleines Kind habe ich wie verrückt gemalt“, erinnert sich Diana (Jahrgang 1973). „ich habe einfach alles abgemalt aus Zeitungen – bis ich darüber erschöpft und glücklich eingeschlafen bin.“ Mit Bleistift, später Kohle, malte sie als 6-jähriges Mädchen. Am liebsten Tiere und Models, kurz darauf entdeckte sie auch die Welt der Farben für sich.
„Ich habe immer schon gemalt“, lacht die schlanke, sympathisch-zurückhaltende Paderbornerin.
Ihr Berufswunsch damals: Mode-Designerin oder Malerin. Als Ausbildung und Beruf (bis heute) setzt sich als Ergebnis jedoch erst einmal die „technische Zeichnerin“ durch. Zurückschauend resümiert Diana Drees: „Damals konnte ich noch nicht loslassen, auch vom Einfluss der Eltern, ich war aber auch noch nicht reif genug für diesen Prozess, den ich eben heute lebe.“
Wieviele Bilder sie bisher schon gemalt hat, das kann sie so genau gar nicht mehr genau beziffern, „einige Hundert werden wohl zusammen kommen, wenn nicht noch mehr.“ Im Jahr 2012 kam es dann durch die Ermutigung eines bekanntes Gastronomen zur ersten richtigen Ausstellung – „die richtig gut ankam und mich total glücklich machte“.
Jedes Jahr seitdem gibt es mindestens eine, meist mehrere Ausstellungen – im Norderneyer Conversations ist Diana Drees mittlerweile sogar so etwas wie ein Künstler-Stammgast, es ist diesmal ihr fünfter „Auftritt“ dort.
„Ich bin ja so mutig mit Farben und meiner Farbfrohheit“, sagt sie im Café-Talk über sich selbst.
Ihre Technik basiert dabei meist auf Acrylfarben, manchmal Öl, die gerne mit einem Spachtel auf den Leinwänden verarbeitet werden. Durch das gezielte Diana Drees-Mischen der Farben entstehen ihre ganz eigenen Formen, Strukturen und Bilderresultate, Wahnsinnsbilder, wie ich finde.
Niemals bisher hat sie ihre Werke bisher – wie einige andere Künstler – auch auf Online-Plattformen verkauft: „Ein Bild muss live leben, das muss man sehen“, ist ihre klare Meinung dazu. Ausgeprägt bescheiden, fast schon ein wenig schüchtern, erlebe ich die 51-jährige Künstlerin in unserem Interview, gerade passend dazu ist eine ihrer Aussagen: „Ich bleibe gerne bei mir und das auch bei meiner Kunst“. Heißt auch, dass die Malerei ihr bisher weitaus wichtiger war als der Vertrieb, das Vermarkten ihrer starken Bilder. Auch bei Vernissagen steht sie viel lieber in der zweiten Reihe als mit dem Mikro auf der Bühne. Ein anregendes Zwiegespräch über Intentionen, Gedanken, Farben ihrer Werke liegt ihr da viel näher.
„Nichts ist schöner als freundliches, glückliches Feedback zu meinen Bildern“, verrät die zweifache Mutter mir mit einem authentischen Lachen über das ganze Gesicht.
Das nehme ich ihr absolut ab. Richtig schön ist – dazu passend – auch die Geschichte von einer Auftragsarbeit eines älteren Kunden, der nur seine Lieblingsfarben an Diana Dress vorgegeben hatte. Als er später das fertige Ergebis ansehen konnte, erinnert sich die Malerin, „war er so zufrieden, dass er plötzlich richtig zu weinen begann, das war für uns beide eine schöne Überraschung.“
Gibt es eigentlich ein eigenes Lieblingsbild, frage ich die Künstlerin zum Abschluss unseres Gespräches. Nach einer kurzen Denkpause bekomme ich eine überraschend deutliche Antwort: „Es hängt noch auf Norderney, meiner bisher größtes Bild. Es passt dort wirklich einfach alles: Formen, Farben, meine Mischtechnik, mit einem wahnsinnigen Format und toller Wirkung.“ Welch ein Zufall, es ist auch mein Favorit aus dem Conversationshaus.
„Meine Stimmung überträgt sich unglaublich stark auf das Ergebnis meiner Werke“, hatte Diana Drees ganz am Anfang unseres Gespräches noch erzählt, „die schwierigsten Situationen in meinem Leben haben auch die besten Bilder hervor gebracht.“
Wahnsinns-Bilder also durch Wahnsinns-Erlebnisse, wenn das mal keine Wahnsinns-Authentizität ist, die – glaube ich – perfekt zu Diana Drees passt, noch ist sie ein kleiner Underdog-Geheimtipp.
Website der Künstlerin:
diana-drees.de